von Freddy Petri
Auch dieses Jahr fand wieder ein Boulderwettkampf auf der Outdoor in Friedrichshafen statt. Und diesmal war es sogar die Deutsche Meisterschaft! Alle spitzen Athleten aus ganz Deutschland reisten mehr oder weniger lange an, um den Kampf des Titels auszufechten. Werden Stefan und Moni ihren Meistertitel behalten können?
Auch ich kam am Freitagmorgen angereist, um mich an den vier Qualifikationsbouldern zu testen. Beim Blick in die Messehalle fiel mein Kinnlager runter. Im Vergleich zum letzten Jahr überwältigend viel Platz, eine neue, ziemlich hohe und steile Wettkampfwand und …. ähm jaaaa recht schwer aussehende Boulder?
Die nächste Nachricht war dann auch noch, dass unsere Halbfinalquote auf 12 Athleten gekürzt wurde. Na das konnte was werden. Aber jetzt erst mal nach 2,5h Iso-Sitzen die Knochen bewegen und die Unausgeglichenheit nutzen um sich Kopfüber in den ersten Boulder zu hängen.Während sich die meisten schon am Start die Haare ausrissen, konnte ich mich dank meiner tollen Hooktechnik über die Volumen zum Top vorarbeiten. Der nächste Boulder fiel mir nicht so schwer, da er über die Verschneidung eine andere Variante lieferte. Die Platte dagegen erwies sich um einiges kniffliger, aber auch dort konnte ich beim dritten Versuch den Stützer in der Mitte der Platte bewältigen und holte mir das Top. Der letzte Boulder in der 45° Wand bestand nur aus gelben Zangen und schien für alle außer für Juliane Wurm unmachbar zu sein. So konnte ich trotz der anspruchsvollen Quali mir den zweiten Platz und damit den Einzug ins Halbfinale für den nächsten Tag sichern.
Auch viele meiner Teamkollegen hatten den Sprung ins Halbfinale gemeistert. Das Halbfinale fand dann Samstagvormittag statt, bei dem 6 Boulderwelt-Athleten Mona Kellner, Alex Averdunk, Nico Buhl, Flo Wintjes, Markus Grünebach und ich für einen Finalplatz kämpften. Nachdem ich erst als Vorletzte starten durfte, musste ich ziemlich lange in der Iso warten. Ich wurde ungeduldig und wollte endlich mal was machen. Als ich dann endlich mal in die Zwischen-Iso kam, wo sich alle nach ihren Bouldern wiedertrafen und sich auf einen ihnen vorgeschriebenen Stuhl setzten, schaute ich in lauter frustrierte Gesichter. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich gleich in das schwerste Halbfinale aller Zeiten einsteigen würde.
Als ich raus kam und mich am ersten Boulder versuchte und schon beim Zug zum Bonus scheiterte, fiel mir dann auch das sehr zurückhaltende Publikum auf Seiten der Damenboulder auf. Ohne Top und ohne Bonus musste ich nach Ablauf meiner 5min wieder hinter die Wand in die Zwischen-Iso. Nach einem netten und scherzhaften Kommentar einer anderen Starterin „Na? Auch nichts abgeholt? Stell dich drauf ein das geht so weiter“ bekam ich mit, dass einige in keinem der vier Boulder überhaupt irgendwas erreicht haben.
Motiviert einen Bonus zu holen ging ich zum zweiten und dritten Boulder. Keine Chance. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ein Boulder, eine Chance blieb noch, mich doch noch unter die ersten 6 zu schieben, um ins Finale zu kommen. Ich sammelte meine letzten Kraftreserven und meine letzten Nerven, um mich voll und ganz in den ersten Versuch des letzten Boulders zu hängen. Start auf einem Volumen, etwas wackelig und dann mit einem kleinen Hepp in eine nicht zu schlechte Leiste. Ein Handkreuzer mit rechts und jetzt musste der linke Fuß auf den Tritt dort weit außen, ich hab ihn. Jetzt hieß es über Fuß und aus der rechten Schulter schieben. Das Publikum: „Auf geht’s Freddy SCHIEB!“. Und ich schob und schob und schob bis ich endlich den Bonusgriff in der Hand hielt. Das Publikum: „Yeeaaahhh!“. Ich musste in der Wand grinsen, als hinter mir schon über meinen anscheinenden Finaleinzug gefeiert wurde. Leider fiel ich dann und auch im nächsten Versuch am letzten Zug doch noch. Da fragt man sich schon was das für eine Runde war in der man mit nur 1 Bonus als Fünfte ins Finale kam. Seltsam. Aber Finale ist Finale, und das ist genial! Außerdem hatten sich neben Jule Wurm, Julia Winter und mir, Jana Müller, Elisa van der Wel (ihr erstes Finale) und Alma Bestvater (konnte leider wegen Migräne nicht starten) qualifiziert.
Nach so einer schweren Quali und einem noch schwererem Halbfinale sollte man meinen, dass wenigstens das Finale jetzt leichter wird. Mit dieser Hoffnung stieg ich nach der gemeinsamen Boulderbesichtigung in meinen ersten Finalboulder ein. Naja „einsteigen“ ist gut. Ich hing mich an den Startgriff und blieb da hängen. Was war da los? Elisa und Jana konnten sich immerhin den Bonus holen und Jule und Julia sich sogar das Top im Flash. Zurück in der Zwischen-Iso schlug ich mir paar mal auf den Hinterkopf, vielleicht hilft das ja. Noch war nicht alles verloren.Als nächstes kam ja eine Platte.
Die war jedoch nicht zu unterschätzen und ich brauchte drei Anläufe bis ich mich bis zum Bonus vorgearbeitet habe. Leider rutschte ich beim letzten Zug zum Top mit der Hand aus dem Griff, so dass ich nicht genug nach oben anziehen konnte. So ein Pech. Auch hier konnten nur Jule und Julia punkten und sich das Top holen. Der dritte Boulder bestand im Prinzip aus zwei Teilen, zuerst musste man einen Sprung an zwei Kugeln machen, die an zwei symmetrischen Volumen befestigt waren. Danach musste man zwischen den spiegelverkehrten Volumen und ihren Kugeln hoch stützen oder manteln, um an den Topgriff in der Mitte über den Volumen zu gelangen.
Zunächst hatte ich zuerst ein wenig Probleme mit dem Sprung, hatte das dann aber nach paar Mal probieren raus. Jetzt hieß es irgendwie auf diese Volumen kommen. Zunächst wollte ich eigentlich dazwischen hochmanteln, was sich jedoch irgendwie falsch anfühlte, also wechselte ich lieber gleich zu Plan B und machte den Stützer dazwischen hoch. Geklappt. Jetzt versuchte ich einen Ägypter zwischen den Volumen, meine rechte Hand war nur wenige Zentimeter vom Topgriff entfernt. Doch es reichte nicht, meine linke Hand muss ich auf dem Volumen höher platzieren. Beim Versuchen fiel ich raus. Wie ärgerlich! Ich hatte aber noch Zeit. Platt von dem Versuch ruhte ich mich aus und setzte alles auf einen letzten Versuch am Ende der Zeit.
In mir steckte der volle Wille ein Top im Finale mitzunehmen. Und so stieg ich kurz vor Ablauf der Zeit immer noch platt und nicht wirklich erholt wieder ein. Der Hammer, dass ich den Sprung überhaupt noch mal geschafft habe, einmal hochgestützt und jetzt kam es drauf an. Ich bekam diesmal meine Füße viel besser platziert, sodass ich meine linke Hand auf dem Volumen höher setzen konnte. Und jetzt noch hoch zum letzten Griff. Da war es: mein Top im Finale in Boulder 3! Total genial.
Der letzte Boulder war dann wieder ziemlich schwer, ich glaub aber wenn ich nicht schon so platt gewesen wäre, hätte ich vielleicht eine Chance gehabt. Doch ich konnte mir nur den Bonus holen und die Einzige, die den Boulder toppte war Jule Wurm, durch das sie sich verdient den Deutschenmeistertitel holte. Überraschenderweise hatte ich mich durch mein Top nach Julia Winter auf den 3.Platz vorgeschoben! Ich war voll aus dem Häuschen. Was für ein Wettkampf.Den krönenden Abschluss machte dann noch mein Titel der Deutschenmeisterin der Juniorinnen. Bei den Herren holte sich Jan Hojer nur knapp den Sieg vor Shorty und Mazze Conrad. Ein absolut gelungener Wettkampf für mich als auch für die gesamte Veranstaltung. Vielen Dank an alle die mich so wahnsinnig angefeuert haben!