Von Freddy Petri

Mein Name ist Freddy, bin 18 Jahre alt, komm aus Emmerting und meine Hobbys sind Essen, Schlafen, Bouldern. Wenn ich nicht gerade Muffins backe oder auf der Couch flacke, findet man mich meist in der Boulderwelt, wo ich meiner Leidenschaft nachgehe und versuche immer stärker zu werden. Meine Sportart betreibt man an künstlichen Boulderwänden auf niedriger Höhe oder draußen im Freien an kleinen runden Felsblöcken. Ich liebe Bouldern.

An einem meiner berühmten Mittwoch-Abende an denen ich schweißgebadet mit meinen Boulderwelt Team-Kollegen versuchte meine Projekte zu knacken, kam ein netter Mann zu mir und fragte, ob ich denn schon was von dem Seilklettern gehört hätte. Ich verstand nicht was er meinte und fragte nach. Er erklärte mir dass es eine Sportart gäbe, die meiner sehr ähnlich wär, nur nicht ganz so komplex, jedoch länger, ausdauernder und vor allem höher.

Ich machte mich schlau über dieses „Seilklettern“ und bald darauf hing ich auch schon in der Höhe an der Burghauser Kletterwand und im High East, um mein Talent in der merkwürdigen Sportart zu testen. Auch wenn mir die so genannten Kletterrouten einfach zu lang und zu anstrengend waren, beschloss ich mal einen ihrer Deutschlandcups zu besuchen.

Und so fuhr ich mit einem Gurt nach Darmstadt und traf da tatsächlich auch Mona, Steffen, Alex und Denise aus unserem Boulderwelt-Athleten-Team. Sie schauten mich verwundert an was ich hier zu suchen hätte. Doch ich ließ mich nicht durch die starke Konkurrenz oder gar der Höhe der Kletteranlage einschüchtern. Ich wollte einfach mal erfahren wie so ein Kletterwettkampf aussieht.

2014_Deutscher_Lead_Cup_Darmstadt
Foto: Deutscher Alpenverein/Vertical Axis // Nico Altmaier/Bernd Kremer

2014_Deutscher_Lead_Cup_Darmstadt
Foto: Deutscher Alpenverein/Vertical Axis // Nico Altmaier/Bernd Kremer

Am Samstag durfte ich leider nur zusehen, von den anderen lernen und mein Team anfeuern. Alle hatten sie fleißig trainiert und so konnte Mona bei der Jugend den 6.Platz und Alex sogar den 4.Platz erreichen. Ich war stolz und begeistert. Am Sonntag war dann der Wettkampf in der Damen- und Herrenwertung, bei der wir alle außer Alex mitmachten. Denise zeigte mir wie man die erste Quali-Tour bis fast ganz hoch klettert.

Ich gab mir Mühe und obwohl ich mit dem Klippen der Exen und der Länge etwas überfordert war, gelang es mir es ihr nachzumachen. Die zweite Route dagegen war seltsam. Ein Zug bei der 4. Exe, der sich unmöglich anfühlte. Für mich viel zu krass, lediglich Mona konnte ihn souverän meistern und noch einige Meter nach oben klettern. Ich dachte Mona würde die Einzige bleiben, doch was seh ich da? Die Hessin nimmt einfach eine Metalkante her und kommt weiter! Was ist das denn? Ich ließ mir erklären, dass man alles was zur Wand gehört mitbenutzen darf. Wenn ihr mich fragt, was soll der Schmarrn? Der Einzug ins Finale würde eng werden…

Die Nerven mit Schokomuffins gestillt, schaute ich auf die Ergebnislisten: Yess! 3 von 4 Finallisten waren aus dem Boulderwelt-Athleten-Team! Man forderte uns auf uns in die Isolation zum Buffet zu begeben. Nichts lieber als das! Vier Snickers, Tee, Kaffee und ein Sofa. Hier lässt es sich aushalten!

Bevor jedoch der Essensproviant ganz zur Neige ging, kam der Jurypräsident grinsend in den Raum und meinte es wäre Zeit für unser Finale und damit für eine etwas merkwürdige Finaltour. Wir schauten uns fragend an, und konnten mit dieser Aussage nicht viel anfangen. Zunächst wurden wir dem Publikum präsentiert und dann durften wir die Route anschauen. Ich bekam einen Lachflash, während einige anderen noch die farbigen Griffe ihrer Tour verzweifelt suchten, erkannte ich einen wahnsinnig langen Volumen-Boulder. Die Routenschrauber haben ein gesamtes Finale nur aus Volumen geschraubt! Was für eine fabelhafte Idee! 🙂

2014_Deutscher_Lead_Cup_Darmstadt
Foto: Deutscher Alpenverein/Vertical Axis // Nico Altmaier/Bernd Kremer

2014_Deutscher_Lead_Cup_Darmstadt
Foto: Deutscher Alpenverein/Vertical Axis // Nico Altmaier/Bernd Kremer

Ich war begeistert und noch begeisterter als ich endlich in der Route hing und mich von einem Volumen zum nächstem bewegte. Wie beim Bouldern! Der nette Mann hatte Recht als er sagte, dass Seilklettern meiner geliebten Sportart ganz ähnlich wäre. Und so fühlte ich mich fast wie daheim und butterwohl. Zwischendurch durfte ich sogar noch springen und das in so einer Höhe. Ein Erlebnis wert!

Doch irgendwann wurde es immer steiler, die Volumen immer schlechter, meine Arme immer dicker und ich konnte bei 2/3 der Route nicht weiter kämpfen. Schade! Es war echt ganz lustig. Mona konnte leider nicht den Sprung bewältigen und Denise fiel an derselben Stelle wie ich. Wir waren recht zufrieden und warteten auf die Siegerehrung. Mona wurde 8., ich 6. Und Denise dank ihrer guten Qualifikation sogar 4. Nicht schlecht dacht ich mir… bis auf einmal der Moderator verkündete, dass es auch eine Juniorinnen Wertung gab. Da ich die einzige Juniorin im Finale war, konnte ich mir hier den ersten Platz sichern! Wie aufregend, mein erster Deutschlandcup im Leadklettern und gleich im Finale, da melde ich mich doch gleich für den nächsten Seilkletterwettkampf an 😉

By the way… Mein Trainer fragte mich was ich an diesem Wochenende gelernt habe. Zum einen sagte ich ihm, habe ich einiges über die komische Sportart mit dem Strick und dem Benutzen von Metallkanten gelernt. Aber das Entscheidende ist, dass ich trauriger Weise feststellen musste, dass Fernsehwerbungen lügen! „Iss ein Snickers und der Hunger ist gegessen“ – Was für eine Verarsche, ab vier Snickers können wir gerne nochmal drüber reden….