von Steffen Hilger
Vergangenes Wochenende war ich mit Therry und Caro im Karwendel unterwegs. Vom Falzthurntal stiegen wir mühsame 1,5 Stunden mit dem schweren Kletterzeug bis zum Fuße der Westwand der Schaufelspitze auf. Hier zieht eine 300m Kalkwand, durchzogen von dunklen Wasserstreifen, senkrecht empor. Trotz der nassen Flecken stiegen wir in unsere Route ein, die durch den kompakten zentralen Bereich der Wand führt.
Caro übernahm die ersten 3, der insgesamt 9 Seillängen im Vorstieg. Die dritte war im 7. Grad und sehr nass, aber auch die unangenehme Querung an Untergriffen konnten wir überwinden. Dann drehte auch schon die Sonne rein und die dunklen Streifen trockneten schnell ab. Der nächste Teil bot ausgezeichnete Kletterei mit technischen Passagen in exzellentem Fels. Therry führte diese souverän und nun war auch schon ich an der Reihe.
Die letzten und schwierigsten Längen waren meine. Die Härteste davon war mit 9- bewertet und forderte eine exakte Fußtechnik. Zum Greifen gab es durchgehend nur ganz kleine Leisten und das an sehr undurchsichtigem grauen Fels, an dem alles gleich aussah. Einmal mit rechts einen flachen 2-Finger-Steller und dann zum guten Loch! Jetzt folgte noch eine 8- Platte mit einem seichten Stützer und anschließend Reibungsklettern wie auf rohen Eiern! Aber auch diese Herausforderungen konnte ich im Onsight bewältigen. Am höchsten Punkt bot sich eine tolle Aussicht rüber zu den Laliderer Wänden, die aus den sattgrünen Almweiden steil aufragten.
Das Klettern in der Dreierseilschaft machte mir total Spaß, so hatte man am Standplatz immer jemanden zum Ratschen und Blödeln. Doch Letzteres verging uns ziemlich schnell beim Abseilen, als plötzlich weiße Hagelkörner vom Himmel fielen. Erst gings noch und wir waren uns sicher, dass es nur ein kurzer Schauer sein würde. Doch als die Körner immer größer wurden und unsere Kleidung komplett durchnässt war, merkten wir, dass damit nicht zu spaßen war! Sturzbäche schossen die Felsen hinab und die Kälte kroch immer tiefer in den Körper! Als wir dann noch auf die falsche Seite abseilten und sich die nassen Seile nicht mehr abziehen ließen war Schluss mit lustig.
Wir querten die rutschige, verschneite Wiese hinüber und brachten schließlich die Seile doch noch herunter. Nun war es nur noch einmal Abseilen bis zum sicheren Almsattel. Inzwischen war es bereits 8 Uhr abends geworden und die Sonne zeigte sich noch einmal kurz, bevor wir auf der Schattenseite zurück ins Tal abstiegen. Letzten Endes kamen wir zwar mit Teichen in den Schuhen, aber trotzdem unversehrt im Dunkeln wieder am Auto an.
Das war mal ein Erlebnis! Wenn alles super glatt gelaufen wäre, würde dieser Tag ja auch nicht so lange im Gedächtnis bleiben, oder? ?